An L. S.

Wir sind geschieden - ewig uns zu missen
In Glück und Schmerz, in jedem Lebensstrahl;
Wir sind geschieden, weil wir Beide wissen,
Daß man's erträgt in tausendfacher Qual.
Wir sind geschieden, haben's ausgesprochen,
Und haben selbst das Herz in uns gebrochen.

Wir finden wohl am End' der Bahn uns wieder
Und fragen uns: hast Du es leicht verschmerzt?
Es drückt ein Weh die Augen stumm uns nieder,
Und keiner spricht, noch schaut er auf beherzt
Ins trübe Aug' des einst geliebten Lebens -
Um nicht zu sehn - wir schieden doch vergebens?

Wir wundern uns - denn leicht schien's im Beginnen,
Es trug sich leicht das schwere Abschiedsweh -
Wir möchten uns noch einmal lang besinnen,
Wie es wohl war auf unsers Lebens Höh'? -
Und plötzlich überkommt uns unaufhaltsam Weinen,
Jetzt fällt's uns ein: Wir konnten glücklich scheinen. (S 120-121)

Collection: 
1839

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