Konservatives Klagelied

Es ist doch eine Schmach und Schande,
Im einzelnen wie überhaupt,
Was diese rote Schwefelbande
Im deutschen Reichstag sich erlaubt!

Wir machten stets noch den Soldaten
Mit feierlichem Nachdruck klar,
Daß Bebel solch ein Teufelsbraten
Und Singer noch was Ärg’res war.

Jetzt aber haben ohne Zaudern
Sie einen Antrag eingebracht,
Der sicher sie – man möchte schaudern! –
Zum Abgott der Soldaten macht.

Was sollen wohl die Kerle denken,
Wenn Bebel jetzt ihr Traktament,
Um ihre Gunst auf sich zu lenken,
Vollständig unzureichend nennt?

Nicht eingefuchst auf solche Kniffe,
Verfallen sie der Gier nach Geld;
Es werden sämtliche Begriffe
Bei ihnen auf den Kopf gestellt.

So hüllt sich dann in einen Nebel
Der Roten wahre Absicht ein,
Und der Soldat denkt: „Dieser Bebel
Muß ein scharmantes Männchen sein!“

Auf diese Art erwirbt im Heere
Sich schließlich warme Sympathie
Die scheußlich destruktive Lehre
Der Sozialdemokratie.

Welch Unheil wird daraus entstehn –
Das Reich muß stracks zugrunde gehn!
Ja, gibt’s denn gegen solch Gehetz
Gar keinen Schutz im Strafgesetz??

Collection: 
1907

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(1889.)

Als zu des schönen Friedensfestes Feier
Die Reiche alle la belle France entbot,
Da barg ein jedes hinter dichtem Schleier
Der Wange züchtiges, verschämtes Roth.
Von jedem kam ein höflich kühles Schreiben –
Sie lehnten...

(1890.)

Das giebt ein ehrenreiches Jahr!
Du zwanzigster des Februar,
Wir werden dein gedenken
In hoher Lust, in Mannesstolz,
Bis sie im Sarg von Tannenholz
Uns in die Erde senken.

Nach langer Nacht ein glorreich Licht!
...

So oft ich noch zu Büchern der Geschichte
Geflüchtet mich in stiller, tiefer Nacht,
Der ernsten Sammlung tragischer Gedichte,
Wie sie kein Träumer brennender erdacht,
Hab’ ich die Blätter umgewandt mit Beben
Und scheu geschlossen das gewicht’ge Buch,
...

(Letzte Nummer des „Sozialdemokrat,“ 27. Sept. 1890.)

Ihr habt über ihn das Exil verhängt,
Ihr Ritter von Bibel und Säbel;
Ihr habt an den Fuß ihn der Gletscher versprengt
Und in Englands stickige Nebel;
Doch hat er sich allzeit der Feinde...

Ich habe kaum ein Wort mit dir gesprochen,
Ich habe kaum ins Auge dir gesehn,
Und dennoch hast du meinen Stolz gebrochen –
Ein süßes Wunder ist an mir geschehn;
Doch ward die Saat des Glückes, kaum entsprossen,
Von scharfer Sichel nieder auch gemäht –
...