Kampf zwischen Religion und Liebe

Wo du auch wandelst, ach! an seiner gold'nen Kette
Folgt dir mein ganzes Herz voll Huldigungen nach!
Als ob mein Wesen sich in dein's verflochten hätte,
So denk' ich dein, den langen Tag;

So denk' ich dein im Schoß der mohnberaubten Nächte,
Und drückt der Schlaf einmal mein müdes Auge zu,
Auch dann bist du mein Traum! O Zauberin, vermöchte
Gott über mich so viel, wie du!

Liebt' ich den Ewigen mit all der hohen Liebe,
Die dieses Herz erfüllt, endlosen Aufruhrs voll!
Wer ungerichtet einst von seinem Richter bliebe,
Das weiß ich, ach, das weiß ich wohl!
(Band 2, S. 254)
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Collection: 
1826

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