Im Mondenschein

Erhebe nur dein Angesicht,
Laß' mich dein Auge schauen,
Entziehe deine Lippe nicht
Dem Kuß', du darfst dem Mondenlicht,
Dem schweigenden, vertrauen!

Wie, nickend in den Weg herein,
Die gold'nen Aehren grüßen!
O laß' uns wandeln querfeldein,
Und wandelnd mich dein Händchen klein
Zu tausend Malen küssen!

Nur deiner Stimme Silberlaut
Ertönet in der Runde,
Die selig in dem Glanz' zerthaut,
Der dämmernd von den Bergen schaut
Auf diese Götterstunde.

O Balsamhauch der Sommernacht!
O Lispeln in den Bäumen!
Der Liebe Geister, haltet Wacht,
Daß keine unhold fremde Macht
Zerstöre süßes Träumen!

Doch, horch! die Uhr vom Schlosse ruft
Dich fort, geliebtes Leben!
Schlaf wohl! o dürft' ich wie der Duft
Der Lindenblüthe in der Luft
Um deinen Schlummer schweben!

Collection: 
1864

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Ich soll von meiner Reise
Erzählen dir, mein Kind? -
Nach alter Dichterweise
Zur Sache denn geschwind!

Bei all' den blauen Seen
Hab' ich an dich gedacht,
Sah dich als Rose stehen
In öder Gletscherpracht...

Wie muthest du mich wieder an,
Du Heimat, schön und traut!
Ist schöner, als ich sagen kann,
Auch viel, was ich geschaut.

Gebirg und Hügel, Wald und Stadt -
Wie Alles so beredt!
Und jeder Weg und jeder Pfad...

Es kommt der Bach mit Rauschen
Gezogen durch die Nacht,
Wie lang' ich auch mag lauschen,
Kein and'rer Ton erwacht.

So zieht nur Ein Gedanke
Jetzt durch die Seele mir:
Daß mich so manche Schranke
...

Beginnt noch kaum zu tagen,
Die Sterne löschen aus,
Es rollt mein Reisewagen
Zum Städtchen frisch hinaus.

Zum Thor' hinaus und weiter
Hinauf die Pappelallee -
Schon glänzt im Morgengrauen
Zur Seite mir...

Ob ich bleibe? ob ich gehe?
Ach! wie ist die Wahl so schwer!
Traulich ist's in deiner Nähe,
Lockend blickt die Ferne her.

Sei es denn, wie ich's beschlossen,
Ehe dich mein Auge sah, -
Liebe wird im Herzen sprossen,...