Im Lehnstuhl

Ich kann nicht dran vergessen,
Muß immer und immer dran denken,
Wenn meine Lider sich senken,
Bebend vor buhlendem Neid,

Wie du so dagesessen,
Dich in den Lehnstuhl schmiegend,
In seinen Armen liegend
In deinem schmiegsamen Kleid;

So zärtlich hingegeben,
So wohlig ausgegossen,
So eng von ihm umschlossen!
Hüt dich, so scheu du bist:

Es sind viel Dinge im Leben
Verwunschen, hölzern zu scheinen!
Wer weiß denn, wer in deinen
Lehnstuhl verzaubert ist! 

aus: Hugo Salus Neue Garben
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1904

Collection: 
1900

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