II.
Wenn Mitternacht den Dom der Sterne
Betritt mit schweigendem Gebet;
Wenn aus des Aethers kühler Ferne
Ein leiser Schöpferodem weht;
Wenn sich der Erde Busen wieder
In bräutlichem Entzücken wiegt,
Und an des Schläfers nackte Glieder
Sich Cynthia verstohlen schmiegt, -
Dann rühret mir ein Himmelssegen
Mit Zeugungswonnen Geist und Leib,
Dann pocht mein Herz mit Götterschlägen
An ein erbebend irdisch Weib.
Dann fühl' ich Weihegluthen thauen
Ambrosisch um mein duftend Haar,
Dann wird mir im prophet'schen Schauen
Der Schöpfung Räthsel offenbar.
So weht aus fremder Welt herüber
Ein halb verlorner Sphärenlaut.
Der Geist der Liebe geht vorüber:
O neig' dein Haupt, du Dichterbraut!