An ihre Grausamkeit

So muß ich stets in Jammer Schatten stehn!
Furcht Angst und Weh bestürmen meine Seele/
Ein stetes Ach! heist mich zur Folter gehn/
Wo ich den Geist mit tausend Martern quäle:
Und dennoch will der Ursprung meiner Pein
Ein Engel seyn.

Ein Engel seyn/ reimt sich zu grausam nicht/
Weil sie zum Trost der Menschen sind erschaffen/
Wie daß dein Mund von keiner Wehmuht spricht?
Dein schöner Grimm führt allzu strenge Waffen/
Und meine Schuld/ daß ich zu straffen sey/
Ist Lieb' und Treu.

Ist Lieb' und Treu nicht auch der Liebe wehrt?
Will deine Brust nur Diamanten gleichen?
Ein Felß zerspringt/ worauf das Blitzen fährt:
Jedoch dein Sinn ist gar nicht zu erweichen/
Drum ist allein das Ende meiner Noht
Ein harter Tod.

Ein harter Tod wird endlich deinen Sinn
Zu später Reu und Wehmuht bringen müssen.
Nimm denn das Blut zu einem Opffer hin/
Ich will das Grab auf dein Befehlen küssen:
Der gröste Trost ist mir dennoch dabey
Ich sterbe treu.

Ich sterbe treu. Ach Schönste dieser Welt
Laß meinen Tod doch deine Gnad erwerben!
Schau wie dein Knecht zu deinen Füssen fällt/
Durch Gütigkeit kan Schönheit nicht verderben.
Ach dencke nur ein Hencker muß allein
So grausam seyn.
- - - - - - - - - - - - -

Betrübter Unbestand!
Der meinen Geist Ach! allzusehr betroffen/
Dein falsches Wesen wird mir mehr als wohl bekand/
Was läst der Himmel mich doch nur zum Troste hoffen?
Verliert sein Gnaden-Strahl denn endlich seinen Schein;
Und will mein Freudenstern nun ein Comete seyn?

So ändert sich die Zeit/
Die mich zuvor ließ güldne Stunden zehlen.
Ich seh' im Geiste schon/ daß mich Vergnüglichkeit
Nun vor ein Freuden-Fest heist Marter-Wochen wehlen:
Es bricht der letzte Tag im Jubel-Jahr herein/
Und mein bestürtzer Fuß tritt in die Fasten ein.

Ich strande recht an Port/
Und must zuletzt den härtsten Sturm verspüren.
Man wincket mir zwar sehr an den geliebten Ort/
Ja Lieb und Tugend will mich in den Hafen führen;
Doch da mein Schiff nicht fährt mit Tagus gelben Sand/
So komm ich Armer! auch nicht ins gelobte Land.

So schreckt Egypten mich
Durch trübe Nacht und Unglücks-Finsternissen:
Du Sonne meiner Lust/ warum verbirgst du dich?
Soll ich an deiner Statt die duncklen Schatten küssen?
Jedoch die Unschuld macht dich aller Schulden frey/
Nur das Verhängniß weist mich in die Wüsteney.

Drüm sey getrost mein Geist/
Wenn harter Sturm und Unglücks-Wetter krachen/
Vor dem ein schwaches Rohr sich zu der Erden reist/
Nur Großmuht kan allein bey starcken Donner Lachen.
Der Himmel sieht mich zwar mit rauhen Blicken an/
Wer weiß/ ob nicht sein Strahl mich noch erfreuen kan.

Weh't gleich ein Jammer Wind/
So soll Gedult doch in die Seegel blasen:
Das wandelbare Glück verändert sich geschwind/
Und Zephier küsset mich noch wohl nach Aeols Rasen.
Es anckert mein Gemüht auf beßres Wolergehn/
Mein Schiff soll üm das Haupt der frohen Hoffnung stehn.

Geh Ungedult zur Ruh/
Und Hoffnung komm durch den erwünschten Morgen/
Sprich den vergnügten Trost doch meiner Seelen zu:
Der Himmel wird vor dich und dein Gelücke sorgen:
Die Welt wird nach der Nacht durch Morgenröht erfreut/
Und auf den Winter folgt die schönste Frühlings-Zeit.

Collection: 
1702

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