Ich muss an Meer denken, wenn ich deine Augen sehe . . .
an das Meer. . .
Sonntag Morgens!
Durchsichtig bis zum Sandgrund wiegt es sich zum Strand,
mit glasklarhellen Wellen,
und wie leises Glockenklingen singt es
über seine blaue sonnenfrohe Stille
und weiße Schiffe ziehn am Horizont,
gleich lichten Träumen in die Ferne suchend . .
wunschloser Frieden überall . . .
und dennoch lauert was in seinen Wellen
und auf dem Grund, in den es blicken lässt,
und in den blauen Tiefen seiner Ferne . .
lockend und drängend . .
etwas, das eine stumme Sehnsucht dir ins Herz wirft . .
du weißt nicht, wie . . dass du aufjubeln möchtest
und dich hineintrinken in seine kühle Frische
und die Brust dir baden, stark und frei . .
und plötzlich dann aufweinen wieder
in unbegreiflich unsagbarem Weg
und niederknieen und den Strand küssen,
den es umspielt . . wie ein Kind . ..
Ich muss an das Meer denken, wenn ich deine Augen sehe . . .
an das Meer . . Sonntag Morgens !
aus: Cäsar Flaischlen Von Alltag und Sonne Gedichte in Prosa
Rondos / Lieder und Tagebuchblätter/ Mönchguter Skizzenbuch /
Lotte, eine Lebensidylle / Morgenwanderung
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin 1921