Hochzeitslied

Aus der Eltern Macht und Haus
Tritt die zücht’ge Braut heraus
An des Lebens Scheide –
Geh und lieb’ und leide!

Freigesprochen, unterjocht,
Wie der junge Busen pocht
Im Gewand von Seide –
Geh und lieb’ und leide!

Frommer Augen helle Lust
Ueberstrahlt an voller Brust
Blitzendes Geschmeide –
Geh und lieb’ und leide!

Merke dir’s, du blondes Haar:
Schmerz und Lust Geschwisterpaar,
Unzertrennlich beide –
Geh und lieb’ und leide!

Collection: 
1882

More from Poet

  •  
    O Liebe, wie schnell verrinnest du,
    Du flüchtige, schöne Stunde,
    Mit einer Wunde beginnest du
    Und endest mit einer Wunde.

    Ein Jüngling irrt in Waldesraum,
    Umspielt von goldnen Schimmern,
    Und...

  •  
    In jungen Jahren war's. Ich brachte dich
    Zurück ins Nachbarhaus, wo du zu Gast,
    Durch das Gehölz. Der Nebel rieselte,
    Du zogst des Reisekleids Kapuze vor
    Und blicktest traulich mit verhüllter Stirn.
    Naß ward der...

  •  
    Im Garten schritt ich durch die Lenzesnacht.
    Des Jahres erste Blitze loderten.
    Die jungen Blüten glommen feuerrot
    Und blichen wieder dann. Ein schönes Spiel,
    Davor ich stillehielt. Da sah ich dich!
    Mit einem...

  •  
    »Hör, Ohm! In deiner Trödelkammer hangt
    Ein Schlittschuhpaar, danach mein Herz verlangt!
    Von London hast du einst es heimgebracht,
    Zwar ist es nicht nach neuster Art gemacht,
    Doch damasziert, verteufelt elegant!...

  •  
    Heut ward mir bis zum jungen Tag
    Der Schlummer abgebrochen,
    Im Herzen ging es Schlag auf Schlag
    Mit Hämmern und mit Pochen,

    Als trieb sich eine Bubenschar
    Wild um in beiden Kammern,
    Gewährt hat, bis...