Hochzeitsgespenst

"Zurück von des Saales Schwelle!
Wer ließ den Knaben herein?
Was willst du, bleicher Geselle,
Im Schwerte beim Hochzeitsreihn?

Wie hast du trotz'ge Gebärde,
Wie blickst du finster und grimm,
Wie funkeln gleich deinem Schwerte
Die wilden Augen dir schlimm?

Wer bist du, verwegner Räuber?
Er sinnt ein Arges!" Und laut
Im Saal aufkreischen die Weiber,
Und blaß wird plötzlich die Braut.

Und in der schimmernden Halle,
Das bloße Schwert in der Faust,
Steht plötzlich der bleiche Geselle
Schwerathmend, vom Kampfe zerzaust.

Er steht, die Waffen in Händen,
Sein Aug' hat seltsamen Glanz,
Es thut sich nimmer verwenden
Von dem Mägdlein im Hochzeitskranz.

Sie werfen die Tische zur Erde,
Sie fallen ihn grimmig an,
Er steht mit müßigem Schwerte
Und siehet das Mägdlein an.

Er wankt und sinket getroffen
Und liegt auf dem blutigen Plan
Die todten Augen weit offen,
Und siehet das Mägdlein an.

Aus: Gedichte vom Freiherrn Carl von Fircks
Leipzig Julius Klinkhardt 1864

Collection: 
1864

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Der Mond steht am Himmel, von Sternlein blüht
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Selbander mit seinem Schatten.

Muß wohl ein vieltreues Gedenken sein,
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Oben auf der Felsenzinne
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