Schaw, mensch! hie werden fürgestelt
Vier treffenlicher man, gefelt
Durch frawen-lieb, betrogen schendtlich,
Dardurch all vier sie kamen endtlich
Von hohem lob, tugendt und ehr,
Von heyligkeyt, weyßheyt und leer
Zu schandt, laster, sünd und torheyt,
Zu schmach biß in künfftige zeyt.
Der erst der starcke Samson war,
Dem Dalida abschur sein har,
Darinn sein sterck verborgen was,
Das ihn die Philister mit haß
Fiengen und seins gesichtes blendten,
Ir leben mit dem seinen endten.
David, der königklich prophet,
Der ander; als sich waschen thet
Betsabe, des Hetitters weyb,
Ward er durch ihren schönen leyb
Entzündt, mit ir die ee zerbrach,
Ward auch zu eym mörder hernach
An Uria, ihrem ehman.
Des nam er gütlich straff daran.
Der dritt ist Salomon, der weyß.
Als er legt auff die weyber fleiß,
In lieb sich leichtfertig erzeyget,
Da wurd sein hertz durch sie geneyget
Von dem war lebendigen Got,
Zu dienen der abgötter rott.
Der vierdt ist Aristotiles;
Dem nyemandt war an kunst gemeß,
Den machet frawen-lieb zum thoren,
Das er sich reyten ließ mit sporen.
Dardurch er kam in spot und schand.
Doch diese vier hie obgenandt
Sinds nicht allein, sonder viel mehr,
Die gar umb leib, gut und umb ehr
Durch frawen-lieb gar schendlich kamen,
Der ich hie etlich setz mit namen.
Sichem Dina in lieb erkendt,
Nam sampt seim volck ein kleglich endt.
Simbri mit Laßbi sein ee brach;
Pinehas in darumb erstach.
Der-gleich bracht des Leviten weyb
Vil tausent menner umb ir leyb.
Ammon schwecht sein schwester Thamar.
Darumb er auch erschlagen war.
Holofernes het Judith lieb,
Die ihm endlich sein haubt ab hieb.
Nessus ward auch geschossen tod.
Hercules kam durch lieb in not.
Jason durch frawen-lieb verbran.
Achilles gieng des todtes pan.
Paris und gantz Troya verdarb.
Pyramus an dem schwerdte starb.
Leander im wasser ertranck.
Tristrantem, auch der todt bezwanck.
Sextus von Rom vertriben wardt,
Ovidius auch gleicher art.
Appius Claudius verdurb.
Quisgardus auch durch liebe sturb.
Brenberger auch durch lieb vergieng.
Filius in dem korbe hieng.
Dieser buler sind noch on zal
Bey den poeten uberal
Beschriben und durch die gschicht-schreiber,
Welche durch frembde lieb der weiber
Wurden zu narren und zu thoren
Und haben auch dardurch verloren,
Wie diese all, leib, gut und ehr.
Ietz aber unser zeit noch mehr
Find man der buler her zu nennen,
Die man beym licht nur wol möcht kennen,
Die dieser kappen habn ein drumb.
Man finds yetz layder umb und umb.
Weil hurerey hingeht unstreflich,
So treibt mans unverschampt und freflich,
Wiewol yetz wie vor alter zeyt
Vil unglücks sich darob begeyt,
Als ehbruch und jungkfrawen-schenden,
Todschleg, syn, kreft und macht verschwenden,
Sünd, armut, kranckeyt, schand und schaden,
Darinn manch man lang hat zu paden,
Darob endlich zu drümmern geht,
Der gar wol gut und ehre het,
Macht ihn nicht die leichtfertig lieb
Zu einem schalck und ehren-dieb,
Das er endlich vor schand und laster
Darff nicht frölich gehn ubers pflaster.
Das alte sprichwort ist noch war,
Wer mit huren gehn acker far,
Das er mit huren auch nach eg,
Wann näschlein das wil haben schleg.
Böß arbeyt erlangt bösen lon.
Hie bey gedenck ein junger mon,
Das er sich hüt vor diesem laster,
Aller untugent ein ziechpflaster!
Für diese lieb, flammende prunst
Hilfft weder weißheyt, sterck noch kunst;
Nur weyt darvon am besten ist.
Fleuch den anfang zu aller frist!
Und wo er angefangen hab,
Das er noch rechter zeyt laß ab
Und werdt mit frembdem schaden weiß,
Ee das in treffe das nachgreyß,
Wie diese alle ob benandten,
Auch unser zeyt die wolbekandten,
Und spar sein lieb biß in die eh!
Die halt er stät und keine meh,
Dardurch ihm lob und ehr erwachs!
Den trewen rat gibt im Hans Sachs.
Anno salutis 1534, am 20 tag Martii.
(Band 2 S. 290-293)
Die vier trefliche menner sampt ander vilen, so durch frawen-lieb betrogen sind und noch betrogen werden.
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