Heimkehr

Und wieder von der Reisetour
Bin ich zurückgekommen,
Von Feld und Wald und grüner Flur
Hab’ Abschied ich genommen.
Schön war die Fahrt, nur trieb zu schnell
Zur Heimkehr wieder der Appell,
Der zwingendste: Geldmangel. –

Doch war’s auch nur ein Kommen, Seh’n
Und wieder Geh’n von dannen,
So flüchtig wie des Windes Weh’n
Beim Frührot durch die Tannen. –
Es boten doch mir Hochgenuß
Der graue Fels, der blanke Fluß
Und die besonnten Hänge. –

Zum erstenmal sah ich den Rhein,
Wie ich ihn oft geträumet,
Im Sommerduft, im Abendschein,
Von Burgen bunt umsäumet. –
Die Rebenhügel still und schön,
Die Schroffen sah ich und die Höh’n
In lieblichem Kontraste. –

Und wo der stolze Strom sich wandt
Auch immer durch die Auen,
Die Blicke waren mir gebannt
Vom wunderbaren Schauen. –
Die Luft so klar, der Strom so frei –
Vorüber zogen Lorelei
Und Bacharach und Bingen. –

Zum Drachenfels stieg ich hinan,
Den neu die Burg gekrönet,
Ein alter und doch junger Mann,
Vom Leben abgetönet. –
Alt, weil mein Haupt mit Schnee belegt,
Jung, weil das Herz noch feurig schlägt
Und für die Schönheit glühet. –

Und wieder nun bin ich zu Haus,
Von der Poetenreise,
Und packe still mein Ränzlein aus
Und fahr’ die alten Gleise. –
Und war auch kurz der Reisegang,
Er hat zu neuem Schaffensdrang
Mich prächtig angereget. –

Collection: 
1909

More from Poet

  • Die Mordmaschine, auch Auto genannt,
    Hat wieder viel Menschen zu Tode gerannt,
    Und vielen andern zermürbt und gebrochen
    Die vordem gute und graden Knochen –
    Wann endlich wird Einhalt getan dem Verderben?
    Wie viele müssen zuvor noch sterben? –

  • Man sprach ihn frei, trotz seinem Schuß,
    Denn Notwehr wurde angenommen –
    Ob man auch wohl zu diesem Schluß
    Im umgekehrten Fall gekommen? –

    Wir zweifeln – sah’n wir doch so oft
    Bei Streikenden die Rechtsentscheidung –
    Wo da auf Freispruch wir gehofft,...

  • Und wiederum erwachen
    In dieser Märzennacht
    Die alten Toten Helden
    Der Barrikadenschlacht. –

    Es hält sie nicht die Decke
    Und nicht der Stein der Gruft,
    Sie steigen aus den Gräbern,
    Sie wittern Märzenluft.

    Und sind auch hohl die Augen,...

  • Zola ist tot! –
    Vom Seinestrande
    Traf uns die Kunde
    Wie Dolchesstoß. –

    Der große Zola,
    Der Held so gewaltig,
    Stieg nieder zum Hades,
    In’s Reich der Seelen.
    Erlauchte Schatten
    Der Dichter-Titanen
    Empfangen, geleiten
    ...

  • Indess’ mein Arm die Keilhau schwingt,
    Sinnt Kopf und Herz auf schöne Lieder,
    Und wie die Arbeit sich verringt,
    So mehren sich der Verse Glieder.

    Und wird zu lang der Reime Zahl,
    Daß ich den Text nicht kann behalten,
    So macht auch dies mir keine Qual...