Abschiedslied, als ich am Morgen meiner Rückkehr
erfuhr, er sei schon fort
Aus dem Saamen keimt der Blume
Freudig helle Farbenlust!
Stolz im schönen Eigenthume
Jedes Reizes Dir bewußt;
Freuen Dich die zarten Düfte,
Freuet Dich der Farben Pracht -
Da verwehen rasch die Lüfte,
Was der Frühling kaum gebracht!
Buntes Vöglein kommt geflogen,
Aus dem fernen Wunderland
Deiner Träume hergezogen,
Thut so lieb Dir, so bekannt -
Und die holden Zaubertöne
Ziehen alle Träume her -
Da verhallet ihre Schöne
In der blauen Lüfte Meer.
Doch die Nacht bringt Dir die Sterne
Goldne Himmelsblüthen bald,
Und Dir winket helle Ferne,
Läßt Dich nun die Nähe kalt.
Milder Strahlen reiner Schimmer
Giebt der Erde Himmelslicht
Und verklärt selbst ihre Trümmer -
Doch, noch eh der Tag anbricht,
Scheiden alle süßen Sterne
Und erbleichen in der Luft;
Fliegt der Vogel in die Ferne;
Und der Blüthen zarter Duft
Flattert in den weiten Räumen;
Und Dein Herz, es bleibt allein,
Ach von allen luft'gen Träumen
Will kein einz'ger treu Dir seyn.
"Was so leis und lieb gekommen,
Was der Wunsch so lang erfleht,
Hat die dunkle Nacht genommen,
Eh Du den Verlust erspäht!
Und Dir zeigt der nächste Morgen,
Daß Dein süßes Glück Dich mied;
Läßt Dir nur die stillen Sorgen -
Weil es still und heimlich schied."
Stern und Blume war Dein Wesen,
Vöglein, Traum, Dein treues Bild,
Fröhlich sind wir oft gewesen -
Nun entflatterst Du so wild?
Fliehest fort von diesem Orte,
Leichten Flügels übers Meer! -
Flattert nach, Ihr Abschiedsworte,
Bringt den Flüchtling wieder her! (S. 73-74)
Im August 1817