Ganz nothwendig

Als ihr Bild ich neulich malte,
Waren beide wir allein;
Und das war auch ganz nothwendig,
Mußten ungestöret sein.

Als ich da nach Malersitte
Bei den Augen nun begann,
War es wieder ganz nothwendig,
Daß wir uns in's Auge sahn.

Als ich drauf zum Haar gekommen,
Viel zu modisch lag es noch:
Malerisch mußt' ich es locken;
Ganz nothwendig war es doch!

So gelangt' ich dann zum Munde,
Fand zum Malen ihn zu bleich,
Und da mußt' ich ganz nothwendig
Roth ihn küssen alsogleich.

Und so malt' ich manche Stunde,
Waren beide stets allein,
Und das war auch ganz nothwendig,
Mußten ungestöret sein.

Collection: 
1844

More from Poet

  • Hielt die allerschönste Herrin
    Einst mein Herz so eng gefesselt,
    Daß kein Wort es konnte sprechen
    Aus den engen Fesseln.

    Sandt' es ab als flinke Diener
    Feurig schnelle Liebesblicke,
    Zu besprechen sich im Stillen...

  • Ständchen

    Morgens als Lerche
    Möcht' ich begrüßen der Sonne Strahl,
    Mittags Libelle,
    Küssen die Blum' im Blüthenthal,
    Abends ein Schwan wohl
    Schwimmen in funkelndem Sternenschein,
    Möcht' in der Mondnacht...

  • Wozu frommt dir nur das Schaun?
    Thu' es lieber nicht!
    Sieh, es kann der kleinste Stern
    Auch aus weiter Himmelsfern'
    Wieder mit Blinken
    Freundlich dir winken, -
    Ach, ich darf es nicht!

    Wolltest küssen...

  • Warum soll ich denn nicht schauen
    Deiner Augen hellen Schein?
    Seh' ich doch in Sonn' und Sterne
    Und den lichten Mond hinein!

    Warum soll ich denn nicht küssen
    Deiner Lippen Rosenpaar?
    Beut doch jede rothe Blume...

  • Ich thöricht Kind
    Ich liebe Dich,
    Und weiß doch nimmer:
    Liebst Du auch mich?
    Ich fragte die Blumen
    Groß und klein;
    Ach leider die meisten
    Sie sagten Nein. -
    Die dummen Blumen
    Sie...