Im Sommer 1791
Und schmacht' ich so mit allen meinen Sinnen
Nach deinem süßen, labungsvollen Kuß,
Und kann nicht Einen Blick von dir gewinnen,
Nicht Einen Hauch, nicht Einen leisen Gruß -
O Traute, welch unseliges Beginnen,
Daß ich von dir mich selbst verbannen muß?
So glühend jung, du Göttin meiner Freuden,
Soll ich vom Sonneblick der Liebe scheiden?
Soll einsam nun auf fernen, öden Fluren -
Doch nein! auch hier ist Gottes freie Welt;
Kein Raum begränzt die himmlischen Azuren:
Ich ruh' auch hier umwölkt vom Sternenzelt.
Die Pflegerin der irdischen Naturen,
Die alles Dasein schafft und trägt und hält,
Seh' ich sie nicht ringsum die Wesen laben?
Versagt sie mir auf ewig ihre Gaben?
Getrost! ich hab' aus ihrer ew'gen Fülle
An deinem Busen Labung eingesaugt.
Dein gütervoller unbegränzter Wille
Hat in ein Meer von Wonne mich getaucht;
Mutwill'ge Schönheit in der Unschuld Hülle
Hat flüsternd mir Gewährung zugehaucht,
Hat schüchtern sich mit holdem Widerstreben
Der glühenden Umarmung hingegeben.