An Fr.

 
Wenn aus deinen sanften Blicken
Wonne für mein Herze fließt,
Und dein holder Mund Entzücken
In mein Innerstes ergießt:
O so tadle nicht die Triebe,
Die dein Reiz in mir erregt;
Du verachtest sonst die Liebe,
Die sich schwer zu rächen pflegt.

Lange streitet in der Stille
Die Vernunft und Leidenschaft:
Seh' ich dich, so wird mein Wille
Und mein Vorsatz hingerafft.
O dies Zweifeln, dies Bemühen
Raubt mir alle meine Ruh'.
Soll ich hoffen, soll ich fliehen -
Wenn ich liebe, lieb' auch du!

Liebe mich, du wirst empfinden
Wie durch Zärtlichkeit und Treu',
Wenn zwei Seelen sich verbinden,
Himmlisch süß die Liebe sei.
O da wird uns manche Stunde
Unter Kuß und Druck entfliehn,
Wenn wir Beide Mund auf Munde
Neues Feu'r zur Liebe ziehn.

Ha, ich les' in deinen Zügen,
Daß dein Herz gewonnen ist.
Unaussprechliches Vergnügen,
Da du nun die Meine bist!
Böt' ein König seine Krone
Mir statt deiner Liebe an;
Wählt' ich dich statt seinem Throne,
Der nicht so beglücken kann.

aus: Sämmtliche Gedichte von
Chr. Fr. Dan. Schubart Neue verbesserte Auflage
Frankfurt am Main 1829 (Band 3 S. 31-32)

Collection: 
1849

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