Erste Rolle verliebter Gedancken oder Feuers aus der Aschen

Fraülein Barbara Dorothea
gebohrne Fraülein von Czigan

Was aus der Aschen ich
Geschorren und bekommen,
Als noch das Blat geglommen,
Wil hier bedienen dich.

O Barbara, es ist
Im Feuer aufgeflogen,
Was ich auf hundert Bogen
Zu deinem Lob erkiest.

Jedoch, es sol dein Preiß
Nicht seyn des Feuers Beute,
O Freundin weiser Leute,
Glut frist nicht ihren Schweiß.

Das Ertzt kriegt starcken Schein,
Wo man es schmeltzt zusammen,
So wird dein Lob in Flammen
Ein Salamander seyn.

Wer meinen Vorsatz recht wil wissen,
Muß mein Gemüth in seines schliessen.

Wer sich umsieht, wo er geblieben,
Gehört nicht unter die, so lieben.

Als ich zum ersten mich verlohren,
Da war die Lieb in mir gebohren.

Der schlägt die Liebe leicht in Wind,
Wer sich nur sonst auf was versinnt.

In dir ist was, das ist nicht du,
Draus quilt die Lieb und kommt dir zu.

Viel, die der Lieb und Treu entgangen,
Hat endlich Geld und Gold gefangen.

Das uns auf Erden kan erhöhn,
Ist lieben, und dis recht verstehn.

Wer liebt, und spricht, er ist gebunden,
Hat nichts davon noch recht empfunden.

Bedenckt doch, was mein Reden sey,
Ich schweig und werd erhört dabey.

In mir da redt was immer zu:
Was ists? Ich, oder, Göttin, du.

Ich hab und suche, was mir fehlt,
Ich bin durch nehmen mehr gequält.

Ach wann ich mich, was ich erkannt,
Doch nicht so bald darauf gewand.

Ach Wunder! mitten in den Flammen,
Gefrier und back ich offt zusammen.

Offt hebt, wenn ich nicht dencke dran,
Dich in mir was zu nennen an.

Als ichs aufs höchste kam, fiel ich,
Drum der nach gehst, hüte dich.

Der Willen muß kein Willen seyn,
Die Lieb ist sonst nicht Lieb allein.

Treu ist zwar gut. Doch der hat mehr gethan,
Der sich beliebt vor andern machen kan.

Bin ich in dir, und du in mir dergleichen:
Wie kanst du mich, ich dich dann nicht erreichen.

Im Willen wird die Liebe zwar gebohren,
Doch läst du ihn, hast du erst Lieb erkohren.

Gut ist die Lieb: als sie wird gut genommen,
Böß ist sie dann: ist sie dir so vorkommen.

Ich such und find, und als ich es erkohren,
Hab ich dasselb und mich in dem verlohren.

Wo du mich triffst in meinem Hertzen an,
So rede so, daß ich es hören kan.

Was in mir ist, das hast du nicht erkant,
Drumb ist dein Hertz auch stets von dir gewand.

Es ist nicht Noth: nichts reden und viel leiden,
Ein eintzig Wort, auch kein Wort kan uns scheiden.

Wann dich nur nicht selbst die Gedancken plagen,
Hast du sonst in der Liebe nichts zu klagen.

Du bist zu mir, ich bin zu dir auch gleich gegangen,
Wir fehlen beyde so, und sind doch beyd umfangen.

Die Liebe, die mich plagt, wird anderswo empfangen,
Und anderswo ernährt, und steckt doch im Verlangen.

Ob mir die höchste Lust dein Antlitz, Göttin, giebt,
Doch hab abwesend ich dich allzeit mehr geliebt.

Wer von der Liebsten geht, und bleibet nicht dahinden,
Der kan, ob er verirrt, alsbald nach Hause finden.

Du liebst nicht mich, nur dis, was sich dir in mir gleicht,
Drumb sich in ihrer Lieb auch deine Lieb erreicht.

Könt uns der Augenblick, wann wir uns sehn, vertreiben:
Wo würden, stürben wir, dann die Gemüther bleiben.

Verlier ich ie die Pein, so ich bisher erlitten,
Ich weiß nicht, solt ich viel umb Liebe bey dir bitten.

Hoch halt ich, daß du schön, und höher, daß ich frey:
Wann beyde weg, dann kommt uns rechte Liebe bey.

Als ich Rath bey mir hielt, ob ich dich solte lieben,
Kam selbst die Liebe drein, fieng an mich zu betrüben.

Die Tugend kan zwar viel, doch macht die Lieb allein:
Daß ich abwesend auch kan gegenwärtig seyn.

Wenn ich dich seh, alsdenn verlier ich Hertz und Sinnen:
Seh ich dich nicht, ich weiß nichts sonsten zu beginnen.

Weil die Gedancken mich zur Liebe stets vermögen,
So find ich allda dich, bist du gleich nicht zugegen.

Mein Leben seh ich bloß an deiner Liebe kleben,
Nihm nur die Liebe hin, bald wird es sein Begeben.

Mit euch besprech ich mich gar gern, o ihr Gedancken,
Doch schaut, betriegt mich nicht, ich wil von euch nicht wancken.

Mit Blumen prangt der Lentz: Der Sommer drauf mit Ähren:
Mit Wein und Obst der Herbst: Die Liebe mit Beschweren.

Ich wünsche mir von hier, und wil auch lieber bleiben,
Kan weder hier noch dort die Liebe doch vertreiben.

Viel sind, die beten wol gar schöne Nymphen an,
Und ehren, sehn sie es, bloß ihren eignen Wahn.

Ich seufftz, umb eintzig nur zu wissen, Schönste Zier,
Wie diesen Blick es geh' (indem ich seufftze) dir.

Der steckt in grosser Noth, der seine süsse Pein,
Unmöglich und dann auch sieht unverändert seyn.

Im fall ich von dir komm erkenn ich sonder Ziel,
Daß dis, was mich gequält, dann nicht gewest so viel.

Erwach ich früh: so rufft das erst Ach Gott in mir!
Das andre, bist du nicht im ersten, Liebste Dir.

Das beste bleibt die Seel, und die war raus getrieben,
Itzt schwebt sie um den Punct (du bists) so drinnen blieben.

Die Morgenröth erblickt' ich nechst; ich sprang herfür,
Und sprach (du kammst mir vor) Willkommen schöne Zier.

Lieb ich: alsdenn geschichts, daß sie sich von mir trennt:
Und lieb ich nicht, ist was, das mich sehr reitzt und brennt.

Als ich dich sah: in dem hast du mich weggenommen,
Und weiß noch nicht, wohin ich damals mit dir kommen.

Collection: 
1671

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So bald ein kühler Wind
Zu wittern sich beginnt:
Durch stille seyn und schweigen
Bekleibt...

Kein Gastgebot, kein Spiel,
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