Er ist niemals wiedergekommen

Ob er kommt, ob er kommt! Ich will warten still
Und mein thörichtes Herz nicht mehr fragen,
Will warten und beten und weinen still
Und die Liebe bei Gott nicht verklagen.

Und würd' er nicht kommen, es könnten umher
So fröhlich die Blumen nicht stehen,
Und es könnten die Vöglein, die arglosen, nicht
So treu in die Augen mir sehen.

Wo er bleibt, wo er bleibt? Ueber's Feld schon gehn
Die Schatten des Abends, es dunkelt,
In der Thräne auf meiner gefalteten Hand
Ein Sternlein vom Himmel schon funkelt.

Ich kann nicht mehr beten, mich foltert die Angst,
Mein pochendes Herz thut mir wehe,
Die Stunde verrinnt und die Ferne bleibt leer
Und er weiß, daß ich wart' und vergehe!

Wo er blieb, wo er blieb? Es begannen im Wald
Die Blätter im Nachtwind zu beben,
Der Nebel stieg höher und höher im Thal,
Doch ich wollte mich Gott nicht ergeben.

Hab' immer gehofft noch und immer geharrt
Bis die Sterne am Himmel verglommen,
Da sangen die Vöglein und Alles war aus:
Er ist niemals wiedergekommen.

Aus: Gedichte vom Freiherrn Carl von Fircks
Leipzig Julius Klinkhardt 1864

Collection: 
1864

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