Einsamkeit

Wo fern der Lärm der Welt verrauscht,
Wo meinem Lied vergang'ner Zeit
Der träumerische Wald nur lauscht.

Da wird Erinnerung wieder wach
An Bilder, die ich einst geschaut,
Verklung'ne Worte tönen nach
Und werden neu im Herzen laut.

Da nahst auch du und lächelst mild
Und redest Worte wie Gesang;
Ich grüße dich, du lieblich Bild!
Ich grüße dich mit Liederklang.

Und wenn mein Lied zur Ferne dringt,
Und wenn dein Hauch ihm Leben leiht,
O denke mein, der dir es singt
In tiefer stiller Einsamkeit.

Collection: 
1905

More from Poet

  • Schöne Meßnerin!
    Holde Führerin
    Durch die Kirche unsrer lieben Frauen!
    Eh' von hier ich schied,
    Will ich diesem Lied
    Einen flücht'gen Gruß an dich vertrauen.

    Mit beredtem Mund
    Gabest du mir kund,...

  • Wie wenn die Frau dem Mann was stickt,
    Sie meint, es soll geheim geschehen,
    Doch hat er alles längst erblickt.

    Bist du auch fern so manche Weile,
    Du siehst mir doch hinein ins Blatt,
    Ich schreib' dir keine einz'ge Zeile,...

  • Wenn wir einst vereinte Funken
    In der großen Gottesglut,
    Oder Tropfen still versunken
    In der Seligkeiten Flut:

    Nimmer doch vergessen dürfte
    Ich dein Händchen, schneeweiß, klein,
    Kuß auf Kuß, den dort ich...

  • Die Zeit, wo wir noch schmachten müssen,
    Küss' immer mich die Rose satt,
    Die du gesandt, aus jedem Blatt
    Grüßt mich dein Mund mit tausend Küssen!

    Doch kommt die Zeit, Herz, wo dein Kosen
    Den Frühling mich vergessen läßt,...

  • Blumenaugen lügen nicht,
    Wie auch Mädchenblicke lügen,
    Blumensprache kann nicht trügen,
    Blumenaugen lügen nicht.

    Wollt'st du, als ich gehn gemußt,
    Keinen Blick mir zugestehen,
    Hat mich freundlich angesehen...