Wir fordern nicht bloß den Achtstundentag,
der kommen wird, wann er auch kommen mag,
ob willig nun, ob murrend nur beschieden:
Von Millionen rollt am Ersten Mai
empor zum Himmel der Erlösungsschrei
nach Völkerfreiheit und nach Völkerfrieden.
Ein Bild des Wahnsinns bietet sich uns jetzt:
Ein Volk aufs andere rücksichtslos gehetzt,
Erdteil auf Erdteil, Rasse wider Rasse.
Vergessen ist, was einigt und versöhnt,
Und an der Wende des Jahrhunderts frönt
der Herrschsucht man, der Habgier und dem Hasse.
Und dabei rufen sie – es klingt wie Spott! –
Allah und Wischnu und den Christengott
inbrünstig an mit jedem Tag der Weihe,
daß er entsende seiner Engel Schwarm,
daß er den starken, den Zerschmettrerarm
dem blutgen Siege und der Plündrung leihe!
Solang sich diesem grauenhaften Bann
die Menschheit nicht entschwinden will noch kann,
sind wir ein Haufe von Verbrechergilden,
von zügellosen Räuberbanden nur;
wir haben keinen Anspruch auf Kultur,
und besser sind und höher stehn die Wilden.
So kann’s nicht bleiben, doch von wannen kommt
die Hilfe einst, die Rettung, die uns frommt,
wer bricht den Bann der Habgier und des Bösen?
Das Volk allein, das alle Opfer bringt,
das Volk allein, das blutet, darbt und ringt,
wird von dem finster Unsinn uns erlösen.
Wenn erst das Volk, das ihr so lange zwangt,
zum Vollbewußtsein seiner Kraft gelangt
und seiner Sendung – wer will widerstehen?
Laut wird die Tiefe, die so lange schwieg,
wir aber wollen diesen Zukunftssieg
im voraus schon am Ersten Mai begehen!