1.
Durch alle Museen schleppten sie mich,
Zeughäuser und Folterkammer;
Mit Angst und Grausen überschlich
Mich der längst verstummte Jammer.
O Herz, du thörichtes altes Herz,
Und willst du's noch einmal wagen,
Den ganzen wahnsinnigen Höllenschmerz
Der Liebe zu ertragen?
Vergleicht sich denn irgend ein Arsenal
Mit Amors Fackeln und Pfeilen?
In Gottes Namen: lobsinge nochmal,
Bald wirst du fluchen und heulen.
2.
Ich sah dich an und ahnte nicht,
Was mir beschieden sei;
Nacht lag auf meinem Angesicht,
Auf meinem Herzen Blei.
Von deinem Mund ein Lächeln glitt,
Ein hingehauchter Ton, -
Und meine Seele überschritt
Da ihren Rubicon.
3.
Das ist der alte, sel'ge Schmerz,
Der wieder mich durchflammt;
Das Hirn ist abgedankt, das Herz,
Das Herz nur steht im Amt.
Fort Sklavenfessel, die mich schloss,
Rath, Weisheit, Mässigung!
Das Volk steht auf, der Sturm bricht los,
Die Welt wird wieder jung.
Triumph der neuen Monarchie!
Die Lieb' ist Herr im Haus,
Und jeder Tropfen Bluts ruft sie
Zum Imperator aus.
4.
Ehe die Lampe verlöschen muss,
Nimmt sie noch einmal zusammen
All ihre Strahlen und beut dem Kuß
Des Todes die hellsten Flammen.
Ich fühl' es: meine Zeit ist aus,
Dies Glück ist mein letztes Glänzen;
Man trägt mich wie einen Jüngling hinaus,
Den tausend Rosen bekränzen.
aus: Requiem aeternam dona ei
Gedichte von A. Fitger
Leipzig A. G. Liebeskind 1894