Du

Wie aus tiefen Wäldern bist du
wo keine schweren Menschen gehen·
wie in der Waldquelle
seh ich mich rein und wahr in dir.
Ich bin ein heisser unzufriedener Mensch
mit einem herrischen Kinderherzen.
Tau liegt auf meinen Haaren aus den
Nächten der Sehnsucht·
meine Hände zittern nach Glück.
Und meine Seele kann fliegen
hoch über den Tagen:
ich seh ihr nach und staune
lächle und weine.
Manchmal aber bin ich wie ein König ...
Und alles ist dein·
dein ward es ohne Schenken·
du kamst und es war dein·
ich bin so sicher dein zu sein mit allem.

Aus: Richard Schaukal Ausgewählte Gedichte
Erschienen im Insel-Verlag Im Jahre 1904

Collection: 
1967

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Sonntag war's. Wir gingen durch das Korn,
wo verborgen blaue Blumen brannten.
Ob sie deinen Blick zu Boden bannten?
Unsichtbare Grillen sangen vorn.

Folgten wir dem lockenden Getön?
Was ich zu dir sprach, hab ich vergessen....

Sonne schien wie heute hell,
da wir - ist es schon so lange? -
zwischen Halmen schritten. Bange
war das Herz und schlug uns schnell.

Aber als wir Hand in Hand
legten, still zurückzugehen,
sahn wir erst ihr Leuchten...

Halt ich im Arm dich wie einst?
Haucht mir wie damals die Wange
zärtlich dein Atem im Flug?
Der ich dich Feinste umfange,
wie du mein Eigen mir scheinst,
lieblich schwindender Trug!

Schimmert mir duftig dein Haar,...

O süße Sehnsucht, holdes Leid,
im Herzen dein Flattern und Drängen!
Ich glätte darüber mein Alltagskleid,
die Flügel dir zu zwängen.

Da willst aus meinen Augen dich,
Gefangene, ergießen:
Geliebte, lächelnd laß sie...

Wie volle weiße Maienblüten,
rund und mit rosigen zarten Spitzen,
sind deine jungen Brüste, Geliebte.

Über dem schmalen geschmeidigen Leibe
stehen sie hoch und reifen schwellend,
süße Granaten am biegsamen Stamme.

...