Doris Augenblau

Blau ist Doris Auge! Blau
Zeigt sich auch der Himmelsbau,
Woher diese Huldin stammt,
Die mein ganzes Herz entflammt!

Doch sein Blau ist selten rein;
Wolken düstern oft es ein.
Daß du ihm nicht gleichst darin,
Sorg', o holde Herrscherin!

Blau ist Doris Auge, blau.
Venus zeichnet' es genau
Mit des Meeres Farbenpracht,
Das sie einst zur Welt gebracht.

Aber Sturm und Wankelmuth
Regen oft die stille Fluth.
Daß du ihr nicht gleichst darin,
Sorg', o holde Herrscherin!

Ohne Kummer, ohne Leid
Geh durch deine Rosenzeit!
Ach! dein Herz ein stilles Meer,
Trage mich nur, Keinen mehr!
(Band 1, S. 445)
_____

Collection: 
1826

More from Poet

  • Liebt, o liebt! Es wird gereuen,
    Wer nicht liebt und wieder liebt!
    Der verschiebt das Glück von Zweien,
    Wer sein eignes Glück verschiebt.

    Liebt! das Glück ist in der Schwebe;
    Hier ist's, wo es Fuß gewinnt!
    Der...

  • Amor, hold von Scherzen umflogen,
    Die er selber sich erzogen,
    Spielt' einmal mit Psychen ein Spiel.
    Und als Psyche nun, zerstreut,
    Weit vom Spiele war, sehr weit,
    Da mit einem Lilienstiel
    Tippt' er auf der Schwärmerin...

  • Ob ich der Phyllis Treue schwöre? -
    Ja, Phyllis, ja, ich schwöre dir:
    Wenn Laura nicht, wenn nicht Elisa wäre;
    Dich liebt' ich nur, das glaube mir!

    Ob ich dem Rheinwein Treue schwöre? -
    Ja, Landsmann, ja, ich schwöre dir:...

  • Ach! Amor, Herzenzieler,
    Wie falsch, wie falsch bist du!
    Du spielst, o kleiner Spieler,
    Mit Menschenglück und Ruh!

    An einem dünnen Faden
    Führst du die ganze Welt:
    Hochwürdigkeit und Gnaden,
    Den Weisen...

  • Kennst du, Chloe, jenen ungerechten
    Kleinen Gott, der Alles hintergeht?
    Kennst du jenes Kind, in dessen Mächten
    Krieg und Friede, Tod und Leben steht?
    Chloe, horch! ich will ihn Dir beschreiben:
    Ihn verfehlen sollst du nimmermehr...