Doch einst seh ich dich wieder

Ich liege verwirrt in verziehenden Nachtnebeln
Und recke mich auf -
Du! -
Da bist du auf der schwimmenden Wolke,
Im strömenden Morgenhimmel
Hochoben -
Golden lächeln deine Lippen,
Deine Augen blühen wie Blumen,
Und Sonne ist auf deiner Stirn.
Meine Hände aber sind leer,
Meine Augen warten schon lange
Auf dich -
Wie fühl ich mich nun nachterlöst
Und aufgelöst in diesem neuen Drange;
Und doch, und doch geringer
Als Du,
Du Morgenblüte auf der Wolke.
Reich mir lächelnd deine weichen Finger,
Urgeliebte, Sonnenrose,
Zieh mich hoch zu dir ins atemlose
Glück!

Und dann
Treiben wir auf unsrer Wolkeninsel
Herzerhoben hin im goldnen Strom;
Und der morgenhohe Sonne-Dom
Tönt in Liebe überall,
Und im Widerhall
Schwillt aus uns Zwei-Menschen-Klang
Auf zum Taggesang.

Collection: 
1921

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