Die Zecher

Am heiligen Dreikönigstag
Da saßen wir beisammen
Und sprachen dies und sprachen das
Und tranken dazu Glas auf Glas,
Die Augen lohten Flammen. –

Wir waren fünfe an der Zahl,
Kumpane und Genossen.
Fünf lust’ge Brüder ohne Sorg’,
Denn fehlte Geld, wir hatten Borg,
So viel des Weins geflossen. –

Zuvorderst saß der rote Hans,
Ein Bursch’ voll Mut und Feuer.
Er war der erste stets im Zug
Mit seinem Witz, der Funken schlug,
Der beste Mann am Steuer. –

Zur Seite ihm der lange Kurt,
War auch ein Frohgeselle.
Nie wich er von dem Zechgelag,
Es mochte Nacht sein oder Tag,
Wenn noch ein Freund zur Stelle. –

Dann kam der lustigste von uns,
Der dicke Franz geheißen.
Ihm lachte schon das Angesicht,
Sah er den Wein im Römer licht
Und in der Flasche gleißen. –

Der Vierte blieb ein stiller Mann
Und sprach nicht viele Worte,
Doch stand er fest in jedem Prall
Und nimmer kam Freund Ott zu Fall,
Auch bei der schwersten Sorte. –

Ich selber war ein loser Wicht,
Doch nur ein mind’rer Zecher.
Drum uzten mich die andern auch
Und riefen: Heinz, was ist der Brauch? –
Wir bringen dir den Becher. –

So saßen am Dreikönigstag
Wir wieder froh zusammen
Und sprachen dies und sprachen das
Und tranken dazu Glas auf Glas,
Die Augen lohten Flammen. –

Collection: 
1909

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