Die Sieben Wochen

 
Sieben Wochen sind nun hin /
Seit ich / Cloris / von dir bin;
Sieben Monat / sieben Jahre
Bin ich naher meiner Bahre /
Weil ich / liebste Schäfferin /
Sieben Wochen von dir bin.

Schiffbruch leyd ich in dem Port /
Weil der Hoffnung Ancker fort /
Wenn gleich linde Westen spielen /
Muß ich Sturm und Nord-Wind fühlen /
Weil ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Wie muß Licht und Sonnenschein
Finsterniß und Schatten seyn /
Weil die hellen Augen-Sternen
Deiner Augen sich entfernen /
Und ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Aus dem Tage wird mir Nacht /
Aus der Nacht ein Tag gemacht /
Denn ich mich bey Nacht und Tage
Mit Verdruß und Wachen plage /
Seit ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Die betrübte Seele denckt /
Jede Stunde sey verlängt /
Phöbus lasse seinen Wagen
Später um die Erde tragen
Seit ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Da / wo ich nicht finde dich /
Kan sonst nichts ergötzen mich /
Wo viel andre freudig scherzen /
Da vermehr ich meine Schmerzen /
Weil ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.

Mein Vergnügen / meine Freud /
Ist allein die Einsamkeit /
Da ich dir durch Amors Hände
Tausend Küß' und Seuffzer sende /
Die ich dir / o Schäfferin /
Biß zum Grabe schuldig bin.

Collection: 
1704

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