Die Linde

Dieses will die Sommerlinde
Blüten in die Nächte regnen.
Streut mein Herz in alle Winde,
Nur vergesst nicht, es zu segnen.

Meinen Mund will ich verschenken,
Meine Augen nicht versagen,
Aufgelöst in den Gelenken
Mögen mich die Nächte tragen.

Ausgestreut in alle Flüsse
Will ich treiben, will ich singen,
Und mit allen Regengüssen
In die tiefen Gräber dringen.

Hingegeben jedem Spiele
Und bewegt von jeder Welle,
Fasse mich die Gottesmühle,
Ganz zerstäubt zu Licht und Helle.

Will ich fallen und verwehen,
Um zu steigen und zu sinken,
Will das Eine nur erflehen:
Die Unendlichkeit zu trinken.

Collection: 
1923

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