Die Heimkehr .
(Eine Ruhrtalsage.)
Dem Kewelohbauer vom Ruhrastrand,
So kündet’s die Sage noch heut’,
An einem Sonntag die Frau verschwand,
Es war um die Frühmettenzeit. –
Von Zwergen geraubt, im Bergesschacht,
Tief unten in Kluft und Gestein,
Hat sieben Jahre die Frau verbracht,
Da gelingt es ihr sich zu befrei’n. –
Doch sind unterdes die Wangen rot
Verblichen und welk ward der Leib –
Ihr Mann, bedrückt von des Wittums Not,
Nahm längst sich ein anderes Weib. –
Und als sie kommt zum heimischen Herd,
Die andere schaltet nun dort,
Da wird dem Weiblein der Platz verwehrt,
Denn keiner erkennt sie am Ort. –
Nur der Spitz, der immer sonst wütend kläfft,
Wenn Bettler dem Hofe sich nah’n,
Uebt heute auf einmal das Wedelgeschäft,
Als wollt’ er das Weiblein empfah’n. –
Und sonderbar, auch die Annemarei,
Die liebliche Tochter vom Haus,
Sie kommt vom Ofenwinkel herbei
Und schmiegt sich der Alten am Flaus. –
Doch die Junge ruft: „Mein Töchterlein,
Komm’ zurück von der Frau geschwind!“
Und die Alte drauf: „Wer mag wohl sein
Die Nächste von uns dem Kind?“
Da öffnet sich langsam die Stubentür,
Die niedere, morsch schon und braun,
Und der Kewelohbauer tritt selber herfür,
Der Mann von zwei lebenden Frau’n. –
Er stutzt und starrt – doch kein Laut ertönt,
Kein Ruf, kein hallender Schrei –
Der Bauer ist fest und stark gewöhnt,
Er sagt nur: „Annemarei.“ –
Ja, ich bin’s, Hansjörg, doch nimmer will
Ich stören hier deinen Bund,
Gib’ mir ein Stübchen nur klein und still
Und ein wenig Essen dem Mund. –
Gib’ mir mein herziges Töchterlein,
Das ich froh zur Welt dir gebracht,
Gönn’ mir noch ein bischen Sonnenschein
Nach der siebenjährigen Nacht. –
Und so geschah’s. – Doch zwei Monde nur,
Da starb schon die arme Frau,
Da trug man sie nach der Totenflur
Hinab durch die blühende Au’. –
Verschollen ihr Grab, kein Kreuz, kein Stein
Zeigt an, wo die Wallerin ruht,
Die Heimatsage nur ganz allein
Hält treulich noch Wache und Hut. –