Nur kein Gegrübel,
Was es sei;
Wohl oder übel –
Der Scherz ist frei
Die Wespen und die Bienen
Sie haben sich entzweit,
Wie Guelphen und Ghibellinen
Stehen sie im Streit,
Parthei nimmt Hummel und Käfer,
Und selbst der Blumen-Elf,
Es flüstern die Lilienschläfer:
„Hie Waibling und hie Welf!“
Die Bienen halten sich wacker,
Doch ach, trotz Wall und Thurm,
Den Schoten- und Bohnen-Acker
Nahm der Feind im Sturm;
Schon um die heimische Linde,
Wie um Herd und Haus,
Sammelt das Bienen-Gesinde
Sich zum letzten Strauß.
Eine (sie stund auf Wache,
Und das Weinen war ihr nah)
Schwur: „eine herrliche Sache
Sei dies mori pro patria!
Daß ihr Stand so ein harter
Freue sie nur zu sehn,
Wie die dreihundert Sparter
Würden sie untergehn.“
Sprach da eine Zweite:
„Wohl, sie stimme dem bei,
Daß zu fallen im Streite
Ein Vergnügen sei;
Nur sie wäre verwundert,
Daß man auf Sparta säh’,
Pforzheim und seine Vierhundert
Hätte man ja in der Näh’“.
Sprach es. Die Anderen alle,
Immer gesinnungsvoll,
Klatschten in diesem Falle
Geradezu wie toll; –
Siehe! da schwarz am Himmel,
Wie Heuschreckenzug,
Nahet das Wespengewimmel
Sich im Siegesflug.
Solche Schwärme und Flüge
Nimmer der Garten sah,
Wahre Hunnenzüge
Sind es des Attila.
Gierig nach Blut und Morden
Stürmen sie heran,
Wie die Mongolenhorden
Unter Dschingiskhan.
Bald in gebogenem Horne,
Bald in gespitztem Keil,
Aber immer nach vorne
Stachel und Hintertheil:
So, nach reifer Betrachtung,
Stürmen sie herbei,
Weil es der Verachtung
Sprechendster Ausdruck sei.
Auch die Bienen, in Demuth
Werden sich deß bewußt,
Schier unendliche Wehmuth
Schleicht in ihre Brust,
Stimmen statt Schlachtgesanges,
Klagelieder an,
Und vor allem ein banges:
„Zeige dich braver Mann!“
Siehe, da schnell ein Sasse
Tritt hervor aus den Reih’n:
„Mach’ Euch eine Gasse
Liebe Genossen mein!“
Und als ob es ihm wäre
Nichtiger Zeitvertreib,
Drückt er dreizehn Speere
Tief sich in den Leib.
Wüthend die Bienen klammern
Da an den Feind sich an,
Alle Wespen jammern:
„Rette sich wer kann!“
Aber mit Waffen, schartig,
Hummeln und andere mehr,
Fallen jetzt landsturmartig
Ueber die Flüchtigen her.
Abend kommt; es schattet;
Letzte Röthe schied;
Siehe, da wird bestattet
Bienen-Winkelried.
Solch ein Gäste-Gedränge,
Alle mußten’s gestehn,
Und solch Leichengepränge
Hatten sie nie gesehn.
Rings auf Spitzen und Thürmchen
An dem Hecken-Zaun,
Glühten Johanniswürmchen
Hell wie Fackeln traun;
Taghell so beleuchtet,
Kam der Zug daher,
Jedes Auge gefeuchtet,
Jedes Herze schwer.
Vorne, drei Hummelbrummer
Schritten ernst und barsch,
Trommelten in Kummer
Ihren Trauermarsch;
Dann mit Ruhm zu melden
Kam der wächserne Sarg,
Der des Helden der Helden
Irdische Hülle barg.
Vier kohlschwarze Käfer,
– Allen wohlbekannt –
Waren, als Rappen, dem Schläfer
Drinnen vorgespannt;
Auf dem Deckel oben
Lagen, Schaft an Schaft,
Alle die dreizehn Proben
Seiner Ritterkraft.
Still des Zuges Spitze
Hat jetzt eingelenkt:
In eine Mauerritze
Wird der Sarg gesenkt.
Dann – wie Kriegsgesinde
Rasch den Gram vertauscht –
Haben im Duft der Linde
Alle sich berauscht.