1.
Nehmt / ihr seuffzer! alle winde
Nun zu mit-gehülffen an /
Und bemüht euch so geschwinde /
Als ich nur gedencken kan /
Hin zu jenen dichten bäumen /
Wo mein kind im schatten liegt /
Und mit angenehmen träumen /
Von dem schlaffe wird gewiegt.
2.
Fallt auff ihre brüste nieder /
Wie ein sanffter frühlings-wind /
Und umbschliesset diese glieder /
Die zwar fleisch / doch marmel sind /
Haltet da genaue wache /
Daß kein molch noch hoppe-pferd
Sich an ihren purpur mache /
Denn er ist was bessers werth.
3.
Merckt ihr irgend an den zweigen /
Daß es hier nicht richtig steh /
Daß sie gar zu tieff sich beugen /
Ey so jagt sie in die höh /
Die nach meiner sonne trachten /
Deren blätter / frucht und pracht
Müsse durch die glut verschmachten
Und noch werden ausgelacht.
4.
Auch den blumen raubt die säffte /
Die das wollust-lager seyn /
Lasset ihnen keine kräffte /
Hült sie zum verwesen ein /
Daß auch keine blume lebe /
Die an glück und liebe sich /
Meinen flammen gleich erhebe /
Ja sie mehr vergnüg‘ als ich.
5.
Aber euch ist’s zugelauffen /
Euch / die ihr mein lieben wist /
Sie bald hier / bald da zu fassen /
Doch wo sie am schönsten ist /
Küst das paar der netten hände
Küst das auge / küst den mund /
Küst der brüste Marmel-wände
Küst bis alles werde wund.
6.
Reissen irgend ihre blicke /
Dieses schlafes band entzwey;
So verfüget euch zurücke /
Dann bin ich des kummers frey /
Weil sie wachend auch den schatten
Aller buhlerey verlacht /
Und mit nichts sich sucht zu gatten /
Das mich eyfersichtig macht.
7.
Aber ihr beglückten träume!
Die ihr in der seele steckt /
Bleibt mit allem dem daheime
Was die schlaffenden erschreckt /
Drückt vielmehr den zarten sinnen /
Diese letzten wörter ein:
Lieben muß die zeit gewinnen
Und nicht lange schläffrig seyn.
(Theil 4 S. 124-126)