Die beiden Quellen

 
Es sind, wie Ariosto sang, zwei Quellen
Von selt'ner Wunderkraft in den Ardennen,
Wer eine trinkt, der muß in Lieb' entbrennen,
Die and're zwingt zum Haß mit ihren Wellen.

Wohl hast du, Strenge! nimmer aus dem hellen,
Geweihten Born der Liebe trinken können,
Weil aller Glut, die meine Lieder nennen,
Sich deine Blicke kalt entgegenstellen.

O hättest du den Minnequell erkoren,
Den andern ich, mit Froste mich zu tränken,
Daß du erkannt, wie Stolz und Haß betrüben.

Doch wehe mir! welch' Wort entfuhr dem Thoren?
Wie kann ich wünschen, daß dich Leiden kränken?
Nein, hasse immer; ach, ich kann nur lieben!

Collection: 
1863

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