Daß Weltbezwinger voll von Krieg,
Durch Schlacht, Eroberung und Sieg,
Die Bürger groß und glücklich machen:
Ja, daran zweifl’ ich sehr:
Doch daß die Staaten reizend blühn,
Wo Fürsten weise Bürger ziehn,
Und über die Gesetze wachen:
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.
Daß das Verdienst am Hofe steigt,
Das Laster vor der Tugend schweigt,
Vom Thron beschämt die Schmeichler eilen,
Ja, daran zweifl’ ich sehr:
Daß Narrheit, Bosheit, Trug und List
Zur Hoheit oft die Leiter ist,
Laquayen Huld und Gnad ertheilen,
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.
Daß jeder Priester heilig lebt,
Der Philosoph nach Weisheit strebt,
Die Unschuld vor Gerichte sieget;
Ja, daran zweifl’ ich sehr.
Daß oft der Fromme menschlich irrt,
Der Philosoph zum Thier oft wird,
Das Recht dem Gold oft unterlieget;
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.
Daß, wer aus goldnen Schüsseln speist,
Den laut der Pöbel glücklich preist,
Des Lebens wahres Glück empfindet;
Ja, daran zweifl’ ich sehr:
Doch daß der Mann sein Leben nützt,
Der nicht mehr wünscht, als er besitzt,
Sich nicht am Wahn des Pöbels bindet;
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.
Mein Vetter schüttet Geld in Hut,
Und ruft: dieß ist das höchste Gut!
Sieh Kind, dieß mußt du dir erwerben;
Ja, daran zweifl’ ich sehr.
Doch wenn man nicht sein Geld vergräbt,
Mit Freunden davon freudig lebt,
Daß es denn schön ist, Geld zu erben:
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.
Wenn sich Beatrix schminkt und schmückt,
Liebäugelt, buhlt, die Hände drückt,
Daß sie dadurch ein Herz entrissen.
Ja, daran zweifl’ ich sehr:
Doch daß, wenn auch kein Putz sie ziert,
Die göttliche Selinde rührt,
Und jeder Mund sie wünscht zu küssen,
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.
Daß, um geehrt und reich zu seyn,
Ich mich demüthig, kriechend, klein,
Wenn mich das Glücke flieht, geberde;
Ja daran zweifl’ ich sehr.
Daß ich entfernt vom Sklaverey,
Freund, Vaterland und Mädchen treu,
Frey leben und frey sterben werde:
Nein, daran zweifl’ ich nicht mehr.