Der Sommerhut

Dein Sommerhut, Liebchen, gefällt mir gut,
Es ist ein richtiger Mädchenhut,
Der mit dem gelben, breiten Rand
Dein Haupt, wie ein Heiligenschein, umspannt.

Aber ich hab' im Vorübergehn
Heut in der Stadt einen Hut gesehn,
Der müßte dir ausgezeichnet passen,
Den sollt'st du dir nicht entgehen lassen.

Der Name "Hut" paßt eigentlich nicht,
Es ist mehr - ein lyrisches Gedicht,
Oder ein heller Sommertraum,
Oder ein Flöckchen Wellenschaum!

Dies Wunder aus Blumen und weißem Band
Ist kaum so groß wie meine Hand
Und müßte mit deinen schwarzen Haaren
Zur schönsten Harmonie sich paaren.

So weit wär' nun freilich alles gut.
Nur ist's ein "Junger Frauen-hut",
Und um dies Wunderstück zu erlangen,
Müßtest du stillen erst mein Verlangen.

Müßtest du endlich dein Herz erweichen
Und mir dein trotziges Händchen reichen.
Nun, mein Liebchen, bedenk' es gut!
Es ist ein entzückender Sommerhut!

aus: Hugo Salus Gedichte
Zweite durchgesehene Auflage
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1901

Collection: 
1900

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