(Eine westfälische Volkssage.)
Schon Jahre dient der Hauskobold
Dem Brenkenbauer treu und hold.
In Haus und Hof, in Wald und Feld
Ist alles gut und wohlbestellt.
Freiwillig übt der Wicht die Fron
Um einen winzig kleinen Lohn,
Den ihm der Bauer zahlt in bar:
Ein Hellerlein das ganze Jahr. –
Dabei kann man nicht stattlich geh’n
Und Putz und Kleidertand ersteh’n –
Sein Wämschen ist schon arg geflickt,
Sein Hütchen schäbig und zerknickt,
Und auch das Höschen nicht mehr nett
Und ganz gebräunt von Schmutz und Fett. –
Da denkt der Bauer, der dies sah
Von ungefähr: „Wie helf’ ich da? –
So fleißig ist der brave Wicht
Und doch so arm – das will ich nicht.
Er soll nicht schmähen unsern Stand,
Ich kaufe ihm ein neu Gewand –
Das wird den Kleinen baß erfreu’n
Und meinem Hofe bringt’s Gedeih’n.“
Gesagt, getan – der Bauer hat
Das Kleid geholt sich aus der Stadt –
Ein Wämschen und ein Höschen nett,
Dazu ein Hütchen ganz adrett,
Und auch zwei Schühlein er erstand –
Vier Batzen kostet wohl der Tand. –
Und nun – ganz heimlich muß es sein –
Bringt er den Staat zum Stall herein,
Wo nächtens gern der Kobold haust,
Den Pferden Schweif und Mähne kraust,
Sie putzt und striegelt blank und schön,
Im Stall muß er den Anzug seh’n. –
So hat’s der Bauer dann vollbracht
Und – wie er’s meinet – klug gemacht –
Doch leider täuschte damit hier
Der brave Mann sich gröblich schier,
Und war die Absicht noch so gut,
Die Tat, sie machte böses Blut. –
Kaum hat der Wicht das Kleid geseh’n,
So denkt er sich: „Nun muß ich geh’n,
Dies ist zur Reise Rock und Hut,
Dem Bauer bin ich nicht mehr gut –
Er wünscht mich fort – so mag’s drum sein“ –
Und traurig schickt er sich darein,
Zieht langsam Wams und Höschen an
Und wandert seines Weges dann
Weit ab vom Hof, fort aus dem Gau
So kündet’s uns die Sage grau –
Wer weiß, wohin er wohl entwich –
Der Bauer aber härmte sich. –