Der Braut

I.
O achte nicht der Menschen, die sich quälen
Mit Zweifel uns're Herzen zu umstricken!
Wir fühlen ja mit wachsendem Entzücken:
Ich konnte dich, du konntest mich nur wählen!

Die thöricht wollen unser Glück vergällen,
Sie werden einst mit tiefbeschämten Blicken
Von uns'rem gegenseitigen Beglücken,
Von wandelloser Lieb' und Treu' erzählen!

Sie naht, ob zögernd sich die Tage dehnen,
Die Zeit, wo wir die That zum Worte fügen,
Und zeigen: Liebe sei kein eitel Wähnen!

Dann strafen wir die Welt, die kalte, Lügen,
Die nie begreift der Seele liebend Sehnen,
Die nur zerstören, zweifeln kann und rügen!

II.
(In ihr Album)
Ein Zaubergarten ist dein reich' Gemüthe,
Worin viel Blumen sprossen, auserlesen,
Ihr frischer Hauch erquickt und bringt Genesen
Dem Herzen, das in heißer Sehnsucht glühte.

Der Einmal ihn empfand, vergebens mühte
Er scheidend sich, den Zauber zu vergessen,
Und pflückt zum Zeichen, daß er dagewesen,
Ein Blatt im Gehen oder eine Blüthe.

Mir aber kam der Genius entgegen,
Und gab den ganzen Garten mir zu eigen -
Ich darf beglückt der holden Blumen pflegen!

Der Blumen, die in Liebe sich mir neigen,
So oft ich mich ergehe auf den Wegen,
Bewundernd jede mit entzücktem Schweigen!

Collection: 
1864

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