Der Brand

 

Nur Zufall ... Bleiern lag Berlin
im Abendlichte Dach an Dach;
trüb sah sie in das Feuer,
das drüben aus dem Giebel brach.
     Die Flammen zuckten.

Im Rahmen meines Fensters,
so stand sie schwarz und stumm vor mir;
und im Nebenzimmer spielte
eine blasse Frau Clavier.
     Drüben wühlte die Glut.

Die blasse Frau war meine,
und Diese stand so nah und hold;
flimmernd säumte der rote Schein
die lieben Locken mit dunklem Gold
     und Funkengestiebe.

Es zog mich hoch: ich mußte,
ich wollte sie an mich ziehn.
Eine große trübe Wolke Rauch
kroch über ganz Berlin;
     die Flammen erstickten.

Ich stand mit scheuen Händen,
das Spiel dort klang so seelenklar;
und oben über der Wolke glomm
und zitterte so wunderbar
     ein blasser Stern ...

Collection: 
1893

More from Poet

  • Ich will nicht immer küssen;
    ich will nur fühlen, du bist mein!
    Und wenn du noch viel nackter wärst,
    ich würde lieber zu Stein,
    als heut dich küssen.

    Gieb mir die stillste Stille,
    die du geben kannst....

  • Ich habe dich Gerte getauft, weil du so schlank bist
    und weil mich Gott mit dir züchtigen will,
    und weil eine Sehnsucht in deinem Gang ist
    wie in schmächtigen Pappeln im April.

    Ich kenne dich nicht - aber eines Tages
    wirst...

  • Ich bin arm, du bist reich,
    darum bau ich dir ein Schloß
    aus meinen purpurnsten Träumen.
    Das steht am grauen Nordseedeich,
    wo die funkelndsten Wellen schäumen.

    Denn unsre Liebe ist so groß,
    daß die ganze Welt...

  • Hab ich schon mit dir gespielt,
    als wir Kinder waren,
    scheu um Nachbars Ecke geschielt
    nach deinen flirrenden Haaren?

    Wenn mich nur dein Atem streift,
    fühl ich uns durchs Haidekraut springen;
    wenn mich deine...

  • Du mußt nicht meinen,
    ich hätte Furcht vor dir.
    Nur wenn du mit deinen
    scheuen Augen Glück begehrst
    und mir mit solchen
    zuckenden Händen
    wie mit Dolchen
    durch die Haare fährst,
    und mein...