Es wuchs für mich ein Baum empor;
Er hieß der Baum der Liebe.
In seinem Schatten blühte mir
Ein Himmel süßer Zuversicht
Und nahmenloser Freude.
Und dieser Baum, er ist dahin,
Dahin mit Blatt und Blüthe.
Des schwülsten Tages Feuerhauch
Versengte Stamm und Zweig und Laub,
Und jede zarte Knospe.
Die dürre Wurzel klammert sich
Vergebens in den Boden.
Vergebens schießt noch hier und da
Ein jugendlicher Sprößling auf.
Er stirbt nach halbem Leben.
Und ich, wie dacht' ich einst: der Baum
Der Liebe schattet ewig!
Wie oft begoß ich glaubensvoll
Den Boden, wo er stand und wuchs,
Mit meines Auges Thränen!
Mit meines Auges Thränen ist
Verdorrt der Baum der Liebe.
Sie, die voll schöner Zuversicht
Mein Herz in seinem Schatten fand,
Sie sah ihn still verdorren.
Doch, Lina, Lina, wolltest du
Die dürre Wurzel pflegen:
Durchströmt von neuer Lebenskraft
Entsproßt' ihr dann ein neuer Baum,
Ein neuer Baum der Liebe.
Aus: Fridrich Bouterwek's Gedichte
Neueste Auflage Wien 1820
Bey B. Ph. Bauer
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