An den Mond

Lächle, lächle lieber Mond
In der Zelle Nacht,
Wo die stille Liebe wohnt,
Wo die Sehnsucht wacht.

Meines Herzens ew'gen Drang
Bring' ihn doch zur Ruh,
Sing' ihm süßen Wiegensang,
Tröstungen ihm zu.

Lächle mit dem Himmelstrahl
Trauter, lieber Mond
In das stille Friedensthal,
Wo die Freundin wohnt.

Ströme deinen Segensquell
Hin auf ihr Gemüth,
Das so lieblich, rein und hell
Wie dein Antlitz blüht.

Zeuge meiner Seligkeit,
Meiner Freundin Freund,
Der oft still und ohne Neid
Mich mit ihr vereint.

 Ist der Tag nicht bald vollbracht,
Holder Bundesstern?
Ach, ist die Vermählungsnacht
Immer noch so fern?

Mond, wann fällt dein bleicher Strahl
Lächelnder herab
Auf das ew'ge Friedensthal,
Auf das stille Grab,

Wo die Sehnsucht schläft und ruht,
Ach wohin sie zieht,
Wenn mit ihrem höchsten Gut
Sie der Erd' entflieht?

Mond, mein Geist fliegt auf zu dir,
Um den Ort zu weihn,
Wo er eins mit Ihr, mit Ihr,
Seliger wird sein.

Collection: 
1862

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