1864.
I.
Aus Deinem Kerker klangen mir einst Lieder
Voll Liebeslust und wollten mich bereden,
Selbst hinter Eisengittern sei ein Eden,
Weil ich Dir Rosen warf durch sie hernieder.
Als endlich wurde Dir die Freiheit wieder,
Da ward ein Paradies von uns betreten,
In dem der Liebe holde Geister wehten,
Vereinigt klangen unsre Jubellieder.
Vereinigt dienten wir des Hauses Laren,
In süßer Liebe und im heil’gen Streben
Vereinigt auch für eine Welt zu leben.
Wie wir im Unglück treu geblieben waren
Dem Schwur: der Freiheit Fahne zu entfalten,
So haben wir ihn auch im Glück gehalten.
II.
Noch einmal sprangen auf die Kerkerpforten,
Die um den freisten Geist sich einst geschlossen,
Zu neuer Freiheit führen neue Sprossen –
Und „Sterben“ heißt es mit den Alltags-Worten.
So wie ein Wintersturm aus kaltem Norden
Den Blumen naht mit tötenden Geschossen,
So kam der Tod, das Glück, das wir genossen,
Mit einem einz’gen Schlage hinzumorden.
Jetzt bist Du frei und jetzt bin ich gefangen,
Gefangen noch, allein auf öder Erde,
Die Du verließt, mein herlicher Gefährte!
Und möcht’ ich Dir wie einst am Herzen hangen,
Mit Blumen schmücken Deine kahle Zelle,
So leg ich sie auf Deines Grabes Schwelle.
III.
Du hast im Kerker nicht den Mut verloren,
Du wußtest es, daß Gott mit Dir geblieben,
Mir und der Freiheit galt Dein freudig Lieben,
Der Völkerfreiheit, der Du Dich verschworen.
Wir fühlten für einander uns geboren
Und hatten uns der Ewigkeit verschrieben –
Mich hat kein Kerker, hat kein Grab vertrieben,
Steh’ ich auch weinend jetzt an seinen Thoren.
Mit Schwert und Leyer standest Du im Leben,
Im Dienst der Freiheit, bist in ihm gestorben
Und hast des Helden Lorberkranz erworben.
Und ruht das Schwert – die Leyer kann ich heben,
Am Grabe selbst steh ich erinnrungstrunken,
Denn unsre Lieb’ ist nicht in ihm versunken!