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Michal, Wunderschöne,
Laß mich seufzen nach dir,
Laß meinen Seufzer entschleiern
Dich, du Wunderschöne.

Tochter des kranken Löwen,
Noch sah ich nicht dein Antlitz,
Noch vernahm ich nicht deine Schritte,
Tochter des kranken Löwen.

Dämmerung voll von Geheimnis,
Noch glänzten mir nicht deine Sterne,
Noch kühlte mich nicht deine Kühle,
Dämmerung voll von Geheimnis.

Ahnst du, wer mir verraten
Deiner Schönheit zündende Zauber?
Deines Vaters Stimme war es,
Der im Traum deinen Namen aussprach.
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Aus: Maria Janitschek Gesammelte Gedichte
Vierte Auflage München 1910

Collection: 
1910

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Michal, Wunderschöne,
Laß mich seufzen nach dir,
Laß meinen Seufzer entschleiern
Dich, du Wunderschöne.

Tochter des kranken Löwen,
Noch sah ich nicht dein Antlitz,
Noch vernahm ich nicht...

 
Meine Augen wie zwei stille Jungfraun,
die vorm Tabernakel knien und beten,
spenden heißer Liebe stumme Grüße,
dir, dem Gottesflammenüberwehten.

Bleib auf deiner gletscherkühlen Höhe,
wo die jungen...

"Mein ist eine Zither, dein ein blaues Band,
Komm, laß uns werden ein Paar!"
Sie folgt ihm willig ins Märchenland,
Und bietet den Mund ihm dar.

Sie küssen sich hungrig, sie küssen sich satt,
Die Vöglein lauschen sacht,...

In stiller Nacht, im Spiegel eines Traumes,
Sah'n ihre Seelen sich zum erstenmal.
Dann, als das Schicksal sie zusammenführte,
Da glich ihr Finden einem Wiedersehen.

Sie liebte es, in leiser Sternennacht
Entleg'ner Pfade...

Heut war dein Todestag. Ich konnt nicht beten,
ich konnt nicht weinen; müde schwieg mein Herz.
Zur Nachtzeit war ich in den Wald getreten;
starr lag er da, wie eine Welt von Erz.

Schläfst du denn, Leben? Will sich gar nichts regen?...