Lucinden, welch ein schönes Kind!
Das jeder Jüngling lieb gewinnt,
Sucht ietzt ein zärtlicher Amynt
Im Lieben oft zu unterweisen:
Noch färbet, wenn er davon spricht,
Ein sanftes Roth ihr hold Gesicht:
Obs in acht Tagen noch geschicht?
Das wird sich weisen.
Cotill, ein junger Candidat,
Sucht, da er noch kein Aemtgen hat,
Gerecht zu seyn in Rath und That,
Den Richtern herrlich anzupreisen.
Durch den bestochenen Patron
Trägt sein Verdienst ein Amt davon:
Spricht er nun den Geschenken Hohn?
Das wird sich weisen.
Wie ärgert sich Belinde nicht,
Wenn eine Frau Gesetz und Pflicht
Und die geschworne Treue bricht!
Da soll der Himmel sich zerreißen.
Itzt reichet sie ihr Herz und Hand
Dem jungen flatternden Cleant,
Ist noch ihr Eifer vom Bestand?
Das wird sich weisen.
Selinde zieht den Bellamor
Dem seufzervollen Lisidor
In seinen heißen Wünschen vor:
Er droht mit Gift, Pistol und Eisen:
Man läßt ihn ungeschlossen gehn,
Läßt alles ihm im Wege stehn,
Ists um sein Leben nun geschehn?
Das wird sich weisen.
Jobst, der das Geld nach Scheffeln zählt,
Dem der Verstand, nichts weiter fehlt,
Geht, von dem edlen Stolz beseelt,
Galant und klug zu seyn, auf Reisen:
In Frankreich, Welschland, Engeland
Wird bald der reiche Jobst bekannt:
Kömmt er zurück reich am Verstand?
Das wird sich weisen.
Bey Römern, niemals leer vom Wein,
Hör ich dort meine Nachbarn schreyn,
Wer von den kriegenden Parteyn
Noch sieget? Oestreich oder Preussen?
Sie rufen mir entrüstet zu:
„Komm Bruder, komm, entscheide du!“
Ich sag: ihr Narren, trinkt in Ruh,
Das wird sich weisen.