Christine

Bessern soll ich mich? – O Himmel,
Wie werd’ ich wohl besser!
Eher reiten schwarze Schimmel
Weiße Menschenfresser,
     Eh’ daß solch ein Kauz wie ich
     In sich geht und bessert sich.

Nein, mein Fräulein, ich verzichte
Auf die Tugendpalme;
Schreibe meine Mordgedichte
Tief im Tabaksqualme,
     Bis der Satan kommt und spricht:
     Fort mit dir, du Bösewicht!

Ja, der Teufel wird mich holen
Früher oder später,
Und ich Ärmster muß verkohlen
Unter Schmerzgezeter;
     Haut und Haar und Fleisch und Bein,
     Alles muß gebraten sein.

Sie indessen wandeln lieblich
In der Engel Scharen,
Blumen tragend, wie dort üblich,
In gelockten Haaren,
     Und das ganze Angesicht
     Angestrahlt vom Himmelslicht.

Sehn Sie nun, wie weit geschieden
Unsre beiden Pfade:
Ihnen eines Gartens Frieden,
Mir die Barrikade,
     Wo man sich bei jedem Schritt
     Auf die Hühneraugen tritt.

Ihnen freundliche Erbarmung,
Mir der Waffen Blinken
Und des wilden Bärs Umarmung,
Ihnen seine Schinken,
     Mir des Feinds entmenschter Streit,
     Ihnen seine Menschlichkeit!

Collection: 
1905

More from Poet

          

Das Herz so voll, der Kopf so leer,
Ich finde nichts als Worte;
Sie tanzen auf, sie taumeln her,
Und stets am falschen Orte.

Das find’t sich nicht, das reimt sich nicht;
Nur wirre Klagetöne.
Das gibt mir ewig kein Gedicht
An...

                    I

Warum drängst du dich in meine Träume?
Warum hemmst du meiner Schritte Lauf?
Warum füllst du alle Himmelsräume,
Blick’ ich nächtens zu den Sternen auf?

Stör’ ich deiner Seele heil’gen Frieden,
Warum machst du, Mädchen, dich so...

     

Sieh die taufrische Maid,
Erst eben erblüht;
Durch ihr knappkurzes Kleid
Der Morgenwind zieht.

Wie schreitet sie rüstig,
Jubiliert und frohlockt,
Und ahnt nicht, wer listig
Unterm Taxusbusch hockt.

Der allerfrechste...

Wir waren Philister und merkten es, wie
Die Kräfte des Geistes erschlafften;
Da warfen wir uns auf die Philosophie,
Die tiefste der Wissenschaften.

Da haben wir gründlich uns eingeprägt
Die Sprüche der großen Gelehrten;
Und was man im Fleisch und im...

               

Zum Wassertrinker bin ich nicht geboren,
Das kann euch meine edle Muse zeigen;
Sie singt beim Wein und fällt in tiefes Schweigen,
Wenn sich der letzte Schluck im Bauch verloren.

Dem Wasser hab’ ich ew’gen Haß geschworen,
Weil ihm der...