Der Christnacht heilig’ Offenbaren,
Das einst an alles Volk erging,
Die Kunde, die durch Engelscharen
Zuerst das arme Volk empfing:
„Die Liebe ist zur Welt gekommen,
Um einen neuen Bund zu weihn,
Ein reines Licht ist hell entglommen
Ein Stern mit wunderreichem Schein!“ –
Die Kunde klingt aufs neue wieder
Zu uns in jeder Weihnachtszeit
Sie tönt durch alle Festeslieder
In jedem Gruß von nah und weit.
„Die Liebe soll die Welt regieren!“
Das ist die Losung allerwärts,
Die Lichter, die den Christbaum zieren
Wie strahlen sie in jedes Herz;
Und all die Gaben, lichtumschwommen,
Für jung und alt, für groß und klein:
Vom Himmel scheinen sie gekommen
In einer Wundernacht zu sein! –
Doch all das Wunder zu vollenden,
Viel Sorgen gab es Tag und Nacht.
Viel Mühen von geschäft’gen Händen,
Viel Opfer freudig dargebracht.
Die Liebe soll die Welt regieren,
Und Weihnacht zeigt, daß sie’s vermag,
Doch höhres Ziel muß sie sich küren,
Als schaffen nur für einen Tag,
Der eine Tag soll allen lehren;
Solch Mühn und Opfern wohl uns ziert,
Die wir das Wort der Weihnacht ehren:
Daß Liebe nur die Welt regiert –
Auch Völkerwünsche sich erfüllen
Nicht durch das Wunder einer Nacht,
Drum mühe jeder sich im stillen
Bis einst das Liebeswerk vollbracht;
Bis daß im ganzen Vaterlande
Der Freiheit Christbaum leuchtend glüht –
Solch Wunder kommt gewiß zu Stande
Wenn alles Volk darum sich müht.