Cantata Eines verzweiffelten Liebhabers

Aria
Mein Hertze brich entzwey/
Und ende meine Schmertzen.
Ach komm gewünschter Tod!
Versüsse meine Noth/
Und lesche nur die matten Lebens-Kertzen.
Mein Hertze brich entzwey/
Und ende meine Schmertzen.

Komm Tod und strecke mich
Nur auff das Ruhe-Bette/
Komm doch was säumst du dich/
Zerbrich die Lebens-Kette!
Zerreisse meine Brust!
Und auch das Bild/ so mich darinnen qvälet:
Dem Hencker ist die Marter nicht bewust/
Damit sie mich nur halb nicht gantz entseelet.
Ach! Himmel ach! erkalte doch mein Blut
Und auch die heisse Glut/
Die sich in allen Adern rühret/
Damit die Qvaal ihr Ende spühret
Beraube mir die Sinnen/
Daß sie nicht mehr bezaubert sind.
Ach Armer! Ach/ was wilst du noch beginnen/
Dein Wünschen geht im Wind.
Drum öffne dich du Höllen-Schlund!
Und schlucke meine Pein
Nur in dich ein!
Jedoch mein Seufftzen wird den tauben Lüfften kund.

Aria
Himmel/ Erde/ Tod und Hölle
Hört mich unglückselgen nicht.
Was ich liebe/ wil mich hassen/
Was ich suche/ muß ich lassen/
Und mein hartes Schicksal spricht:
Andre schertzen/
Nur die Schmertzen
Sind allein auff dich gericht.
Himmel/ Erde/ Tod und Hölle/
Hört mich Unglückselgen nicht.

Ach Grausame! doch auch mein Leben!
Bin ich darzu versehn?
Dir meine Brust zur Sclaverey zu geben
So dencke nur/ ich bin dir noch verbunden:
Wenn ich durch diese Wunden
Nur darff zum Sterben gehn.

Aria
Stirbt mein Geist durch dein Verlangen/
Ach so stirbt er wunder-schön.
Kan ich nur die Gnad' erwerben/
Daß du mich zu meinem Sterben
Lässest mit Erbarmung gehn.
Stirbt mein Geist durch dein Verlangen
Ach so stirbt er wunder-schön.

Doch nein/
Bey Felsen kan gar kein Erbarmen seyn/
Und Diamantne Sinnen
Sind nur durch Blut/
Und keine Thränen-Fluth
Hier zu gewinnen.
Verdammtes Leben hin!
Soll ich der Höllen Opffer heissen?
Wie daß ich nicht jetzt gleich mein Hencker bin?
Doch nein/ es sollen mich die Furien zerreissen.

Aria
Verdoppelt euch im Hertzen
Angst/ Marter/ Ach und Weh/
Damit ich nur im Schmertzen
Verzweiffelt untergeh.

Collection: 
1702

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