Nun ist im Sturm mit Schnee und Eis
Der Winter angekommen,
Hat auf tyrannisches Geheiß
Die Blüten all genommen.
Sie sind dahin mit einem mal
Und hängen welk hernieder,
Es weckt kein milder Sonnenstrahl
Die Frostgetroffnen wieder.
Ihr Glanz, ihr Duft, ihr Leben schwand
Und öd’ sind Flur und Garten,
Zur weißen Wüste ward das Land,
Die Flüsse selbst erstarrten.
So sinken in die kalte Gruft
Die letzten Blumenleichen,
Und harren bis der Lenz sie ruft
Aus ihrem Grab zu steigen.
Doch kann der Blumengeister Schar
Wohl nächtlich um noch gehen –
In kalter Mondnacht, hell und klar
Sind sie gar oft zu sehen.
Sie kommen aus dem Grab hervor
Wie neckende Gespenster,
Und blühen – ein krystall’ner Flor –
An dem gefrornen Fenster.
Und rufen die Erinnrung wach
An alle Sommerstunden,
Wo Menschenhand die Blümlein brach
Und sie zum Kranz gewunden –
Wo Menschenfuß sie gar zertrat,
Nicht achtend auf ihr Flehen –
Es läßt zu rächen solche That,
Die Geisterschar sich sehen.
Und mahnt mit glänzend heller Schrift:
„Dein eignes Thun bewache,
Damit dich nicht im Winter trifft
Der Blumengeister Rache!“