Beim Tanze

Um deine Stirn, die helle,
Wind' ich, indeß wir uns wiegen,
Flüchtige Ritornelle:

Tirilirende Lerchen!
Laß dir das Herz nicht bestricken
Von all' den schmeichelnden Herrchen!

Zankende Spatzen!
Ihr Herz ist stumm und öde,
Derweil ihre Lippen schwatzen.

Seufzende Nachtigallen!
Ich kann nicht schmeicheln und heucheln
Und - möcht' dir so gern gefallen.

Girrende Tauben.
Du drückst mir ganz leise die Finger?
O, dürft' ich dem Händedruck glauben!

Schweigende Schwäne!
Du kannst ja nicht wissen, du Reine,
Wie lang' ich mich schon nach dir sehne,
Wie innig und gut ich es meine!

aus: Hugo Salus Ernte
Albert Langen Verlag für Litteratur und Kunst
München 1903

Collection: 
1900

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