Nun weißt du, Herz, was immer so
in deinen Wünschen bangt und glüht,
wie nach dem ersten Sonnenschimmer
die graue Nacht verlangt und glüht,
und was in deinen Lüsten
nach Seele dürstet wie nach Blut,
und was dich jagt von Herz zu Herz
aus dumpfer Sucht zu lichter Glut.
In früher Morgenstunde
hielt heut mein Alb mich schwer umstrickt:
aus meinem Herzen wuchs ein Baum,
o wie er drückt! er schwankt und nickt;
sein seltsam Laubwerk thut sich auf,
und aus den düstern Zweigen rauscht
mit großen heißen Augen
ein junges Vampyrweib – und lauscht.
Da kam genaht und ist schon da
Apoll im Sonnenwagen;
es flammt sein Blick den Baum hinan,
die Vampyrbraut genießt den Bann
mit dürstendem Behagen.
Es sehnt sein Arm sich wild empor,
vier Augen leuchten trunken;
das Nachtweib und der Sonnenfürst,
sie liegen hingesunken.
Es preßt mein Herz die schwere Last
der üppigen Sekunden,
es stampft auf mir der Rosse Hast –
er hat sich ihr entwunden.
Schon schwillt ihr Bauch von seiner Frucht,
hohl fleht ihr Auge: bleibe!
Er stößt sie sich vom Leibe,
von Ekel zuckt des Fußes Wucht,
hin ras’t des Wagens goldne Flucht.
Es windet sich im Krampfe
und stöhnt das graue Mutterweib,
mit ihren Vampyrfingern gräbt
sie sich den Lichtsohn aus dem Leib,
er ächzt – ein Schrei – Erbarmen: ich,
mich hält der dunkle Arm umkrallt,
da bin ich wach – – doch hör’ich,
wie noch ihr Fluch und Segen hallt:
Drum sollst du dulden dies dein Herz,
das so von Wünschen bangt und glüht,
wie nach dem ersten Sonnenschimmer
die graue Nacht verlangt und glüht,
und sollst in deinen Lüsten
nach Seele dürsten wie nach Blut,
und sollst dich mühn von Herz zu Herz
aus dumpfer Sucht zu lichter Glut!