Auf ein Zimmer

Gegrüßt in der Erinn'rung Schimmer
Du Kämmerlein, so schlicht und traut!
Hier wohnte sie, die nun für immer
Mein eigen ward, als holde Braut!
Du neidest nicht die Sammttapeten
Dem städt'schen Prunkgemach' - beglückt
Ist dieser Raum, den sie betreten
Und unvergänglich ausgeschmückt!

Mir weht von Boden, Wand und Decke
Ein Hauch, lebendig, zauberfrisch -
Dort stand ihr Schrank, in jener Ecke
Ihr Bett, beim Fenster hier der Tisch;
Der liebe Tisch, wo wir gesessen
So manche Stund', wenn draußen ging
Der Alpensturm, und weltvergessen
Uns Liebesdämmerung umfing! -

Die Thüre da, an deren Schwelle
Des Morgens voll Erwartungspein
Ich pochte, bis von drinnen helle
Erklang ein liebliches "Herein!"
Und hier das Plätzchen, wo sie täglich
Zum "Gute Nacht" mir bot die Hand,
Wo, ich noch lange unbeweglich
Der Zögernden nachblickend, stand!

All' jener Tage Sehnsuchtsterben
Rufst du auf's Neue mir zurück -
O Zimmer! Theil von ihrem Leben,
Von ihrem Wesen du ein Stück!
Heil dir! es schließen deine Räume
Beglückte Liebe wieder ein!
Leb wohl! die Stätte süßer Träume
Magst du für alle Zeiten sein!

Collection: 
1864

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