I.
O, daß ich ferne weilen muß!
Dürft' ich auf Deinen Mund
Nur drücken einen einz'gen Kuß.
So wär' mein Herz gesund!
Mich quält der Sehnsucht schlimme Pein,
Mich plagt der Schmerzen Gluth.
O, daß ich muß Dir ferne sein,
Mein Weib, das ist nicht gut!
Im Sonnenglanze liegt die Welt.
Der Himmel ist so blau,
Mir aber scheint das Himmelszelt
So trüb, so nebelgrau.
Ich hab' das Fröhlichsein verlernt.
Gebrochen ist der Muth.
O Weib, daß ich von Dir entfernt,
O Weib, das ist nicht gut!
Doch ruhig! Hieß die Sorg um Dich
Mich nicht zur Ferne gehn?
Und folgt nicht auf die Trennung, sprich,
Ein selig' Wiedersehn?
Noch eh' der Lenz die Knospen sprengt,
Mein Herz an Deinem ruht.
O Weib, wenn mich Dein Arm umfängt,
Ist alles, alles gut!
II.
Es singen die Genossen mein
Der Wanderlieder viel.
Ich stimm' nicht in die Lieder ein;
Mich freut nicht Tanz noch Spiel.
Mir wirft die Lust nicht in den Schooß
Den vollen Blüthenstrauß.
Die Wanderschaft ist freudenlos,
Läßt man das Herz zu Haus!
III.
War meine Stirne sorgenvoll, dann machtest Du sie hell,
Der Kummervolle ward durch Dich ein fröhlicher Gesell.
Und raubten Schmerzenswolken mir den Freudensonnenschein,
Dann trugst du treu die Schmerzen mit – ich trug sie nicht allein! -
O Weib, hätt' ich ein Königreich und eine güldne Kron',
Und ständen tausend tiefgebückt vor meinem Herrscherthron,
Doch Du, Du wärst die Meine nicht, dann hätt' ich Qual und Harm,
Dann hätt' ich Reichthum, Ruhm und Glück und wär doch bettelarm!
Daß ich Dich hab', das ist mein Glück und das ist meine Lust. -
O läg' ich doch, geliebtes Weib, auf's Neu' an Deiner Brust! -
Im tiefsten Herzen glüht und brennt der Trennung bittres Weh'.
O, wär' die schöne Stunde da, wo ich Dich wiederseh'!
Doch nun, mein Lied, verstumme du! Ich sing' nicht weiter fort.
Im Herzen flammt es glühend auf und kalt ist Lied und Wort.
Seh' ich Dich wieder, sag' ich Dir mit Küssen, flammendheiß,
Du treues Weib, was nie ein Lied, ein Wort zu künden weiß!
(S. 417-419)