Am Bergrand war ein Abend im Vergilben

Am Bergrand war ein Abend im Vergilben,
Im Hochschnee glomm das letzte Gold verirrt,
Ans Fenster schrieb die ersten Blumensilben
Der bleiche Frost, der durch die Gassen klirrt.

Ich dachte dein. – Und dunkel ward's im Raume,
Des Tages Sorgen flohen nach und nach. -
Ich aber weiß es, daß im schönen Traume
Ich glücklichleise deinen Namen sprach.

Die Sonne stieg. – Ich sah, als ich erwachte,
Am Fenster eine Blume silberfein,
Ein wunderschönes Hauchbild, daß ich dachte:
Das muß in Blumenschrift dein Name sein. (Band 1 S. 38)

Collection: 
1907

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  •  
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